Was bedeutet es, wenn ein See umkippt? [Niclas, 10 Jahre]
Es ist Sommer. Zeit für ein genüssliches Bad in einem See: Klarer Durchblick; man sieht die Füße bevor der Bauchnabel im tieferen Wasser versinkt. Ein malerischer Schilfgürtel säumt das Ufer und im Wasser gedeihen winzige Algen. Hin und wieder begegnet man großen Fischen oder wird von schwimmenden sauerstoffproduzierenden Wasserpflanzen gepiekst. Der abgestorbene „Biomüll“ rieselt auf den Seegrund und lagert sich dort zu glibbrigen Mudden ab, vor denen sich mache Schwimmer beim Durchwaten ekeln. All das sind Anzeichen eines gesunden Gewässers. Das „Umkippen eines Sees“ bedeutet im übertragenen Sinn, dass das Seesystem aus dem Gleichgewicht gerät. Die Einspülung von Düngemitteln aus der Landwirtschaft oder eine Überwärmung in langen Sommern führt zur Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) und zu Sauerstoffmangel im See. Das Algenwachstum nimmt überhand. Der See ist mit dem Abbau von Biosubstanz überfordert. Eindeutige Anzeichen sind extreme Wassertrübung, Algenschleim, Fischsterben und ein widerlicher Geruch nach faulem Wasser. In den sauberen Potsdamer Gewässern ist dies der Ausnahmefall. Lange bevor ein See droht „umzukippen“, gibt es eine behördliche Warnung, das Wasser zu meiden.
Apl. Prof. Dr. Bernhard Diekmann ist Leiter der Forschungsstelle des Alfred-Wegener-Instituts in Potsdam und lehrt als Geologe an der Universität Potsdam. Sein Forschungsschwerpunkt sind heutige und fossile Seesysteme in Sibirien und Zentralasien..