Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Der 27. Januar erinnert, als bundesweiter Gedenktag, seit 1996 jährlich an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Lindenstraße 54/55 war ein zentraler Ort nationalsozialistischer Gewalt in Potsdam. Diesen Ort, seine Geschichte und das damit verbundene Leid der Opfer zu erforschen, aufzuklären und daran zu erinnern, ist eine wesentliche Aufgabe der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße.
Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus findet am 27. Januar um 14 Uhr die zentrale Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam und der Fördergemeinschaft „Lindenstraße 54“ im Hof der Gedenkstätte Lindenstraße statt. Gegen 15 Uhr führt der Kurator Dr. Johannes Leicht direkt im Anschluss an das offizielle Gedenken, durch die aktuelle Sonderausstellung „Er ist als Ausländer fluchtverdächtig“ Zwangsarbeit und NS-Justiz in Potsdam (1940-1945).
Rund 80 Jahre nach Kriegsende erinnert nur wenig an die menschenunwürdige Ausbeutung von 13,5 Millionen Zwangsarbeiter:innen, die das NS-Regime aus ganz Europa zum Arbeitseinsatz ins Deutschen Reich brachte. Aufgrund der schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen kamen einige mit den rassistischen NS-Ausländergesetzen in Konflikt. Verstöße führten zu Verhaftungen, Anklagen und Verurteilungen. Im Potsdamer Gerichtsgefängnis Lindenstraße 54/55 waren während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter:innen aus über 20 Ländern Europas inhaftiert.
Die Ausstellung führt vor allem anhand der Biografien von in der Lindenstraße inhaftierten Zwangsarbeiter:innen die verheerenden Folgen rassistischer Ideologie und diskriminierender Politik vor Augen. Sie zeigt, dass der Justiz- und Haftort Lindenstraße 54/55 wichtiger Teil des NS-Unterdrückungsapparats gewesen war. Denn die Strafverfolgung durch die NS-Justizbehörden diente hauptsächlich der Disziplinierung der ausländischen Arbeitskräfte und damit dem Erhalt des Systems der NS-Zwangsarbeit.
Der Eintritt zur Kuratoren-Führung und zum Gedenken ist frei.
Anmeldung erwünscht unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de
Die begleitende Ausstellungspublikation, die im Metropol Verlag erschienen ist, bietet auf 216 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen sowohl eine Dokumentation der Ausstellung als auch eine Einleitung in das Thema und vertiefende Fachaufsätze. Die Publikation ist vor Ort in der Gedenkstätte Lindenstraße oder im Buchhandel erhältlich.