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Steuermann als Forscher und Segler
Nach 23 Jahren am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP und neun Jahren als dessen Institutsleiter wurde Prof. Dr. Hans-Peter Fink am 4. März 2015 feierlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Mit einer Festveranstaltung würdigten etwa 130 Gäste seine Verdienste für die Wissenschaft, für Fraunhofer, die Industrie und das Land Brandenburg. Unter ihnen waren Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Sabine Kunst, der Fraunhofer-Präsident Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, Prof. Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, Prof. Dr. Thomas Müller-Kirschbaum, Corporate Senior Vice President, Henkel AG & Co. KGaA sowie Dr.-Ing. Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Industrienahe angewandte Forschung kann erfolgreich nur in enger Verbindung mit Universitäten und Hochschulen unter guten politischen Rahmenbedingungen umgesetzt werden. Bei der Fraunhofer-Gesellschaft und ihren Instituten steht dies im Mittelpunkt und spiegelte sich bei den Feierlichkeiten anhand der Grußwortredner, der Fachvorträge und der Zusammensetzung des Publikums wider. Das Fraunhofer IAP mit seinem breiten Forschungsspektrum, das von Biopolymeren über Funktionsmaterialien bis zu Spezialpolymeren reicht, hat unter der Leitung von Prof. Fink eine kontinuierlich positive Entwicklung genommen. Äußerlich sichtbar ist diese vor allem in der 2012 fertiggestellten zweiten Ausbaustufe des Instituts in Potsdam-Golm. Der Institutsleiter, der in seiner Freizeit auch leidenschaftlicher Regattasegler ist, erklärt überzeugend »Nirgends kann man mehr über die Leitung von großen Instituten lernen als beim Steuern eines Segelschiffes«. Entsprechend kurzweilig und sehr persönlich waren die Ansprachen für den langjährigen Institutsleiter. »Als erfolgreicher Segler steuerten Sie den großen Institutstanker auf mancherlei unruhiger See. Trotz Gegenwind gelang es Ihnen, durch geschicktes und hartnäckiges Manövrieren, Ihr Schiff in die richtige Richtung zu bewegen«, sagt Ministerin Prof. Kunst. »Sie und Ihre Mitarbeiter setzten Forschungsergebnisse schnell und effizient in wirtschaftliche Verfahren marktgerecht um. Dabei haben Sie den Forschungsstandort mit einer hohen Dynamik versehen und wesentlich voran gebracht«, so Kunst.
Fraunhofer-Präsident Prof. Neugebauer ehrte Prof. Fink für sein Lebenswerk am Institut und bei Fraunhofer mit der Fraunhofer-Medaille. »Sie fassten Dinge nicht nur an, sondern nahmen auch Risiken auf sich. Wenn Sie sich einmal für etwas entschieden hatten, führten sie es verlässlich zum Erfolg. Schon sehr frühzeitig glaubten Sie an Biopolymere und haben diese immer hochgehalten. Und heute wissen wir alle, dass wir das Thema schon vor 15 Jahren hätten haben müssen«, so Neugebauer. »Sie wurden mehrfach für Ihre wissenschaftliche Leistung ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Anselme Payen Award der Cellulose and Renewable Materials Division der American Chemical Society ACS. Die Fraunhofer-Medaille soll eine weitere Perle in der Kette der Auszeichnungen darstellen«.
Auch Prof. Günther und Dr. Schütte sind sich einig: Prof. Fink war immer ein äußerst verlässlicher Partner, der enge Kooperationen zu Wissenschaft, Wirtschaft und Politik pflegte und die Region gestärkt hat. Auf die Bedeutung von Innovationen für die Chemieindustrie ging Prof. Müller-Kirschbaum ein und stellt vor, wofür F.I.N.K. ebenfalls stehen könnte: »Fordern/Fördern, Industrieforschung, Neues wagen und Konsequenz, oder auch: Forschung Ist Nachhaltig Konsequent«.
Prof. Fink zeigte sich sichtlich gerührt und bedankte sich bei seinen Kooperationspartnern und Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen. Auch seiner Familie dankte er herzlich, die ihm stets den Rücken freigehalten habe. »Ich freue mich natürlich, dass ich mich jetzt stärker meiner Familie und dem Segeln widmen kann. Dem Fraunhofer IAP werde ich aber auch zukünftig eng verbunden bleiben und bin sicher, dass die positive Entwicklung unter Prof. Böker fortgesetzt werden kann«, so Fink.
Prof. Alexander Böker leitet das Institut seit dem 1. Februar 2015. Zuvor war er seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Makromolekulare Materialien und Oberflächen an der RWTH Aachen sowie stellvertretender wissenschaftlicher Direktor des DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e.V. Böker wurde gleichzeitig auf den Lehrstuhl für Polymermaterialien und Polymertechnologien an der Universität Potsdam berufen.
Foto: Prof. Alexander Böker, Prof. Reimund Neugebauer, Prof. Sabine Kunst und Prof. Hans-Peter Fink © Fraunhofer IAP, Fotograf: Till Budde