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100. Todestag des Astrophysikers Karl Schwarzschild
Am 11. Mai 1916 verstarb im Alter von nur 42 Jahren Karl Schwarzschild, einer der vielseitigsten Astrophysiker und Wissenschaftler seiner Zeit. Schwarzschilds Arbeiten umfassen eine enorme Bandbreite an Themen und Methoden: er beschäftigte sich sowohl mit der beobachtenden Astronomie als auch mit Fragen der Instrumentierung und präsentierte als Erster eine Lösung für die Einsteinsche Feldgleichung, die heute als „Schwarzschild-Lösung“ bekannt ist. Die Verbindung der wissenschaftlichen Möglichkeiten von Physik und Chemie mit denen der Astronomie nutzte Karl Schwarzschild als Chance zur Weiterentwicklung des damals noch jungen Fachs der Astrophysik, welches er mit großem persönlichen Engagement vorantrieb.
Karl Schwarzschild kam am 9. Oktober 1873 in Frankfurt am Main zur Welt. Bereits als 16-jähriger veröffentlichte er erste wissenschaftliche Arbeiten zur Bahnbestimmung von Himmelskörpern in den Astronomischen Nachrichten. Er studierte in Straßburg und promovierte 1896 in München. Ab 1897 war er als Assistent an der Kuffner-Sternwarte in Wien angestellt. In Göttingen wirkte er von 1901 bis 1909 als Professor an der Universität sowie als Direktor der dortigen Sternwarte. 1908 wurde Karl Schwarzschild, einer der bekanntesten Astronomen der damaligen Zeit, zum Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam (AOP) berufen. Das 1874 gegründete AOP war das weltweit erste Institut, das den Begriff „Astrophysik“ im Namen trug. In seiner nur acht Jahre andauernden Amtszeit am AOP leistete er elementare Beiträge zur Astrophysik und zur Allgemeinen Relativitätstheorie.
Auch wenn sich unzählige Bücher und Artikel immer wieder mit Schwarzschilds Lösung der Einsteinschen Feldgleichung beschäftigt haben und bis heute beschäftigen, so war Schwarzschilds wissenschaftliches Interesse wesentlich weiter gefasst. Er setzte sich eingehend mit Fragen der Himmelsmechanik, der stellaren Photometrie, der Feldtheorie, der Quantenmechanik und der instrumentalen Astronomie auseinander. Weitere Forschungsgebiete Schwarzschilds umfassten die Spektroskopie, den Sternaufbau und die Stellardynamik. Besondere Würdigung verdient die von ihm aufgestellte Theorie optischer Systeme, auf deren Grundlage bis heute moderne Großteleskope konzipiert werden.
Zu Ehren des ehemaligen Direktors des AOP, Karl Schwarzschild, vergibt das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) seit 2011 das Karl Schwarzschild Fellowship an vielversprechende Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler.
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.