Kiefern vom Potsdamer Telegrafenberg als Klimazeugen

Neue Methode ermöglicht präzisere Aussagen zum Klima gemäßigter Breiten

Auf dem Telegrafenberg in Potsdam werden die Jahrringe von Kiefern untersucht, um das Klima der letzten Jahrhunderte zu rekonstruieren.

Untersuchte man mit dieser, Dendrochronologie genannten Methode bisher die Jahrringe der Bäume, um auf das vergangene Klima zu schließen, so geht man jetzt hinunter bis auf die Ebene einzelner Holzzellen. Der Potsdamer Wissenschaftler Ingo Heinrich hat am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ diese neue Methode entwickelt, die es ihm erlaubt, nicht nur einfache Jahrringbreiten zu messen, sondern die einzelnen Zellgrößen pro Jahrring. „Die Bäume auf dem Telegrafenberg sind unser Testmodell, sozusagen vor der Haustür“, so Heinrich, „Wir erhalten so detailliertere Informationen als mit der klassischen Jahrringmethode.“

Das Problem: Zwar werden weltweit Baum-Jahrringe schon lange dazu benutzt, das Klima vergangener Jahrhunderte zu rekonstruieren. Bisher wurden dafür aber hauptsächlich die Jahrringbreiten gemessen, und zwar von Bäumen, die von extremen Standorten der alpinen und polaren Waldgrenzen stammen. Hingegen fehlen lange Klimarekonstruktionen auf der Grundlage von Jahrringen aus den Flachlandgebieten der gemäßigten Breiten völlig. Nur haben sich diese Bäume sich bisher nicht besonders klimasensitiv gezeigt. Hier setzt Ingo Heinrich mit seinem Team an. Mit einer Lasermikroskop-Untersuchung konnte die Doktorandin Wei Liang am GFZ in einer ersten Pilotstudie feststellen, dass verschiedene Zellparameter wie z.B. die Querschnittsflächen der Holzzellen, hervorragend mit Temperaturveränderungen korrelieren. Die Kiefern auf dem Telegrafenberg formen demnach große Zellen, wenn der vorherige Herbst und Winter wärmer waren. Wichtig für besseres Zellwachstum sind auch überdurchschnittlich hohe Niederschlagswerte im Frühjahr und Sommer.

Im nächsten Schritt wird die neue Methode nun für neue lange Temperaturrekonstruktionen in Nordostdeutschland und Polen genutzt, um endlich auch für unsere gemäßigten Breiten Aussagen über langfristige Temperaturveränderungen treffen zu können.

Abb. in druckfähiger Auflösung unter:

https://media.gfz-potsdam.de/gfz/wv/05_Medien_Kommunikation/Bildarchiv/Klimaforschung/GFZ-PR-F-15_Holzd%C3%BCnnschnitt.jpg

(Foto: GFZ)

Wei Liang, Ingo Heinrich, Sonia Simard, Gerhard Helle, Isabel Dorado Liñán, and Thilo Heinken (2013): “Climate signals derived from cell anatomy of Scots pine in NE Germany”, Tree Physiol. 33 (8): 833-844, doi:10.1093/treephys/tpt059

--

Franz Ossing
Helmholtz Centre Potsdam
GFZ German Research Centre for Geosciences
Deutsches GeoForschungsZentrum
- Head, Public Relations -
Telegrafenberg
14473 Potsdam / Germany
e-mail: ossing@gfz-potsdam.de
Tel. ++49 (0)331-288 1040

Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungszentrum GFZ mit dem Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS)

Erdsystemforschung für unsere Zukunft Das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ ist das nationale Zentrum für die Erforschung der festen Erde. Wir untersuchen die Geosphäre im hochkomplexen System Erde …