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Drei Jahre Erbsennudeln und Rapsöl: Was bleibt?
► NutriAct untersucht, ob und wie Menschen in der zweiten Lebenshälfte durch eine bestimmte Ernährungsweise ihre Gesundheit beeinflussen können. Bild: Ina Schoenenburg/DIfE
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Eine Mitteilung aus der Leibniz-Gemeinschaft
01.08.2019
Drei Jahre Erbsennudeln und Rapsöl: Was bleibt?
Reichlich pflanzliche Proteine, gesunde Fette und Ballaststoffe – drei Jahre lang ernährte sich Michael Nowak1 nach einem pflanzenbetonten Ernährungsmuster und kam zu regelmäßigen Tests in das Humanstudienzentrum des DIfE. Als erster Studienteilnehmer der NutriAct-Ernährungsstudie erreichte der 68-Jährige jetzt das Ende der aufwendigen Untersuchungsreihe. Nun soll sich zeigen, ob Menschen über 50 ihre Gesundheit langfristig durch diese Ernährungsumstellung verbessern können.
NutriAct, eines der bundesweit vier Kompetenzcluster der Ernährungsforschung, untersucht, wie das Essverhalten die Gesundheit von Menschen über 50 beeinflusst. Vor diesem Hintergrund erforscht das Wissenschaftlerteam um Professor Andreas F. H. Pfeiffer und Dr. Christiana Gerbracht vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) sowie Professor Knut Mai von der Charité-Universitätsmedizin Berlin mit der NutriAct-Ernährungsstudie die Wirkung eines konkreten Ernährungsmusters auf altersbedingte Erkrankungen wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Dafür sammeln die Forscherinnen und Forscher bis zum Frühjahr 2021 verschiedenste Daten von insgesamt 500 Personen. „Ich freue mich wirklich sehr, dass die Studie bisher so reibungslos verlaufen ist und unsere Ernährungsempfehlungen so erfolgreich umgesetzt werden. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr herausragendes Engagement bedanken“, sagt Gerbracht, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Humanstudienzentrums am DIfE.
Studienablauf
Die teilnehmenden Personen wurden zunächst per Zufall einer Gruppe zugeteilt: Die eine Gruppe ernährt sich ballaststoffreich und mit überwiegend pflanzlichen Fetten und Eiweißen nach dem NutriAct-Muster. Die andere Gruppe richtet ihre Ernährungsweise nach den zurzeit gültigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Während der aktuell laufenden dreijährigen Ernährungsumstellung erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßige Ernährungsberatungen, Rezepte und neu entwickelte Lebensmittel wie Eiweißbrötchen und Proteinflakes. „Die ersten Zwischenanalysen zeigen bereits, dass die speziellen NutriAct-Lebensmittel tatsächlich Einzug in den Alltag der Probandinnen und Probanden finden. Nun sind wir sehr gespannt, welche Erkenntnisse die ersten Auswertungen bringen werden“, sagt Projektleiter Mai.
Die Untersuchungen erfolgen an der Charité sowie am DIfE. Insgesamt gibt es fünf Termine, an denen wiederholt u. a. folgende Aspekte getestet werden:
- Körperzusammensetzung
- Kognition
- Ernährungsverhalten
- Herz- und Kreislaufsystem
Zudem werden von allen teilnehmenden Personen Blut-, Urin- und Stuhlproben zur Analyse verschiedener Biomarker gesammelt.
Michael Nowak1 hatte Ende Juli seine letzte Untersuchung. Sein Fazit: “Ich esse heute bewusster, weniger und ich weiß vor allem, was ich da esse.“ Die Ernährung nach NutriAct möchte er unbedingt beibehalten, nicht zuletzt, „weil die verbesserten Blutzuckerwerte zeigen, dass es sich gelohnt hat.“
Welchen Einfluss hat der Partner?
Die NutriAct-Ernährungsstudie weckt also Hoffnungen: Vieles deutet schon jetzt darauf hin, dass eine Ernährung reich an ungesättigten Fettsäuren, pflanzlichen Eiweißen und Ballaststoffen ein gesundes Altern begünstigt. Doch auch, wenn aus den Erkenntnissen zukünftig optimierte Empfehlungen entstehen, bleibt das Problem der Umsetzung. Denn selbst wenn bekannt ist, was der Gesundheit guttut, fällt es oft schwer, Ernährungsempfehlungen langfristig umzusetzen. Deshalb wurde die NutriAct-Familienstudie ins Leben gerufen. Das Studienteam um Dr. Manuela Bergmann will herausfinden, ob und wie Gewohnheiten auch noch im mittleren Alter, beeinflusst durch den Partner, verändert werden können. Dafür wurden webbasierte Fragebogen entwickelt, die u. a. Aufschluss über Essverhalten, Familien(-Beziehungen) und psychologische Aspekte liefern. Bisher konnten die Forscherinnen und Forscher 1.000 teilnehmende Personen gewinnen. Weitere 2.000 werden noch gesucht.
[1] Der Name wurde aus Rücksicht auf die Privatsphäre des Probanden geändert.
NutriAct-Familienstudie: Wer kann teilnehmen?
Teilnehmen können je drei Mitglieder einer Familie im Alter von 50 bis 70 Jahren, die bereit sind, Online-Fragebogen bequem von zuhause am PC auszufüllen: außer dem Paar also noch mindestens ein Bruder oder eine Schwester des einen oder anderen Partners. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, sich jederzeit per E-Mail oder Telefon unter familienstudie@dife.de / 033200 88 2530 beim NutriAct-Studienteam zu melden.
Hintergrundinformationen
Was ist NutriAct und worum geht es?
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Kompetenzcluster der Ernährungsforschung Nutritional Intervention for Healthy Aging: Food Patterns, Behavior and Products - kurz NutriAct - untersucht in sechs Projekten das Ernährungsverhalten der Bevölkerung zwischen 50 und 70 Jahren.
Dafür arbeitet ein Netzwerk aus verschiedenen Disziplinen – von der Ernährungswissenschaft, der Lebensmittelchemie und -technologie über Medizin bis hin zu den Geistes- und Sozialwissenschaften – und wissenschaftlichen Einrichtungen eng mit Vertretern der Ernährungswirtschaft zusammen.
Das Ziel des NutriAct-Forschungsverbundes ist es, die Ernährungs- und Gesundheitssituation der Bevölkerungsgruppe „50 plus“ zu verbessern. Dazu werden altersorientierte Ernährungsempfehlungen, neue Lebensmittelprodukte sowie alltagstaugliche Strategien entwickelt, um bis ins hohe Alter fit und gesund zu bleiben.
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).
Pressekontakte
Prof. Dr. Tilman Grune
Wissenschaftlicher Vorstand DIfE und Sprecher des Kompetenzclusters NutriAct
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
Tel.: 033200 88-2416
E-Mail: scientific.director@dife.de
Dr. Stefanie Blankenburg
Leitung NutriAct-Geschäftsstelle
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
Tel.: 033200 88-2533
E-Mail: office.nutriact@dife.de
Sonja Schäche
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
Tel.: 033200 88-2278
E-Mail: sonja.schaeche@dife.de / presse@dife.de