- en
- de
Design Thinker wollen Alltag für Lese- und Schreib-Ungeübte erleichtern
Potsdam. Erleichterungen für den Alltag von 7,5 Millionen deutschen Erwachsenen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, wollen Studierende des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) entwickeln. Zusammen mit Kommilitonen aus aller Welt werden sie während der internationalen „Design Thinking Week“ vom 3. bis 9. September in Potsdam Lösungsansätze erarbeiten.
Vor dem Hintergrund des Welttags der Alphabetisierung, der am 8. September begangen wird, wollen sich die Teilnehmer unter anderem damit beschäftigen, welche Suchmaschine Analphabetinnen und Analphabeten bevorzugt nutzen und wie eine perfekte Handy-App für Menschen mit eingeschränkter Schreib- und Lesekompetenz aussieht. Eine weitere Frage wird sein: Internet, Computer und Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben - geht das überhaupt zusammen?
Am Beginn wird der Austausch stehen: junge Studierende, Designer, Programmierer, Unternehmer und Dozenten treffen auf AkteurInnen der Alphabetisierungsarbeit. Dabei sollen sie ein Verständnis für die Lebensverhältnisse, unterschiedlichen Bedürfnisse und die Lebensherausforderungen der Betroffenen bekommen.
Auch treffen die Studierenden auf Partner wie das Team von IRMGARD, Deutschlands erster Schreib- und Lese-Lern-App für Erwachsene. Dahinter steckt maßgeblich die KOPF, HAND + FUSS gGmbH der Berliner Unternehmerin Stefanie Trzecinski (43). Es handelt sich um eine kostenlose Android-App, die Lesen- und Schreibenlernen durch intuitive Benutzerführung und viele leicht verständliche Übungen unterstützen soll.
Mit beteiligt im Workshop sind auch der Arbeitskreis Orientierungs- und Bildungshilfe (AOB e.V.), der seit vielen Jahren Lesen und Schreiben für Jugendliche und Erwachsene unterrichtet, und der Berliner Verein Arbeit und Leben. Dieser hat mit eVideo 2.0 eine Lernsoftware für funktionale Analphabeten im Logistikbereich entwickelt.
In ihrem Design Thinking Workshop werden die Studierenden aus den Ergebnissen des Diskurses und eigenen Überlegungen heraus Lösungsansätze für eine Verbesserung der Alltagssituation von Menschen mit fehlender oder schwach ausgeprägter Lese- und Schreibkompetenz entwickeln.
Nicht nur die Projektpartner sind vor Ort aktiv in die Potsdamer Design Thinking-Woche eingebunden, sondern auch andere Personen aus dem Umfeld der Erwachsenenbildung. Dazu gehört zum Beispiel Irmgard Schwiderski. Die ehemalige Schuldirektorin ist nicht nur die Namensstifterin und das Gesicht der Lern-App IRMGARD, sondern widmet sich seit vielen Jahren Personen, die lesen und schreiben lernen möchten. Dadurch kennt sie nicht nur viele Geschichten und die Fallstricke, die beim Lernen auftauchen können, sondern auch so manchen hilfreichen Trick.
HPI School of Design Thinking
Die HPI School of Design Thinking bietet am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam-Babelsberg ein in Europa einmaliges Zusatzstudium für die nutzerzentrierte Innovationsmethode Design Thinking. Modell hat die „d.school“ der US-Universität Stanford im Silicon Valley gestanden sowie die kalifornische Designschmiede IDEO. Revolutionär an der Zusatzausbildung ist, dass sowohl die vier bis sechs Studenten pro Lerngruppe als auch ihre Professoren und Dozenten jeweils aus ganz unterschiedlichen Disziplinen kommen. Gemeinsam als Gruppe, zum Teil auch mit Partnern aus der Wirtschaft, entwickeln sie Lösungsansätze mit einem klaren Fokus auf die menschlichen Bedürfnisse. Derzeit studieren 124 Studenten aus 20 Nationen, von 60 Universitäten und aus 75 Disziplinen an der HPI School of Design Thinking. Den Studenten stehen als Lehrende im laufenden Semester 35 erfahrene Professoren, Doktoren und Assistenten aus verschiedenen Fachbereichen der Wissenschaftslandschaft in der Metropolenregion Berlin/Brandenburg zur Seite.
Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH an der Universität Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und Master-Studiengang "IT-Systems Engineering" an – ein besonders praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das von derzeit 480 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an.
Insgesamt zehn HPI-Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen zehn Fachgebieten des IT-Systems Engineering, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings stets auf Spitzenplätze. Mit openHPI.de bietet das Institut seit September 2012 ein interaktives Internet-Bildungsnetzwerk an, das jedem offen steht.