Potsdam. Wie können Unternehmen die Kapazitäten der Cloud nutzen, um große Datenmengen blitzschnell auszuwerten? Wie wird die Informatik in Zukunft helfen, medizinische Diagnosen zu verbessern? Dies sind zwei der Fragen, die am kommenden Mittwoch, 4. November, am Hasso-Plattner-Institut (HPI) von führenden Informatikforschern aus ganz Deutschland diskutiert werden. Sie stellen Ergebnisse aktueller Untersuchungen vor, die sie mithilfe des Potsdamer Spitzenforschungslabors "HPI Future SOC Lab" durchgeführt haben. Gastgeber sind HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel und Prof. Andreas Polze, Leiter des Fachgebiets Betriebssysteme und Middleware.
Die Wissenschaftler aus Universitäten, Forschungsinstituten und Unternehmen beschäftigen sich unter anderem mit der Verbesserung von Geschäftsprozessen durch „Big Data“. So hat eine Forschergruppe der Universität Oldenburg einen Prototyp entwickelt, der es Energieanbietern erlaubt, die zu erwartenden Stromkosten eines potenziellen Kunden per App direkt in der Cloud zu berechnen – eine Aufgabe, die normalerweise mehrere Tage in Anspruch nimmt. Ziel ist es letztlich, Standards für intelligente Datenanalysen in der Cloud zu entwerfen und die Technologie somit für eine große Bandbreite von Unternehmen zugänglich zu machen.
Informatiker der Technischen Universität München stellen neue Möglichkeiten vor, Wirtschaftsbetrügern auf die Spur zu kommen. Während es bisher in den meisten Unternehmen üblich ist, interne Daten nur einmal im Jahr nach Auffälligkeiten zu überprüfen, arbeiten die Münchener an einer Lösung, mit der sich Prozesse in Echtzeit untersuchen lassen. In mehreren Hacking-Wettbewerben sind Studenten in Teams gegeneinander angetreten, um unter Einsatz des so genannten „Process Mining“ in einer geschützten Test-Umgebung einerseits Betrugsversuche zu starten und gleichzeitig Betrügereien des gegnerischen Teams aufzudecken.
Auch im Bereich Medizin zeichnen sich neue Entwicklungen ab, die durch die schnelle und flexible Analyse riesiger Datenmengen möglich werden. An der Hochschule Mainz arbeitet ein Forscherteam an einem System, das Asthma-Patienten durch die Kombination von Umweltdaten und individuellen Gesundheitsmerkmalen Orientierungshilfen bietet, um Atemprobleme zu vermeiden. Außerdem stellen HPI-Wissenschaftler den ersten Entwurf einer integrierten In-Memory-Datenbank vor, die es medizinischen Einrichtungen ermöglichen soll, in der Cloud auf der Basis von Patientendaten Diagnosen zu erstellen, ohne die Daten selbst aus der Hand geben zu müssen. Zukünftig soll so die internationale Zusammenarbeit im medizinischen Bereich erheblich erleichtert werden.
Am Mittwoch entscheidet die Steuerungsgruppe des HPI-Spitzenforschungslabors über 38 neue Projektanträge, die aus Ländern wie den USA, China und Schweden am HPI eingereicht wurden. Seit Eröffnung des HPI Future SOC Lab konnten bereits weit mehr als 200 Projekte von Wissenschaftlern aus zwölf Ländern erfolgreich durchgeführt werden. Die Agenda der neuen Veranstaltung ist auf der HPI-Website hier zu finden: http://hpi.de/veranstaltungen/wissenschaftliche-konferenzen/future-soc-lab/2015/hpi-future-soc-lab-day-herbst-2015.html