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3D-Spektrograph MUSE nimmt Beobachtung auf
Der „Multi Unit Spectroscopic Explorer" (MUSE) hat in Chile seinen Beobachtungsbetrieb aufgenommen. Der 3D-Spektrograph der Europäischen Südsternwarte (ESO) wird zukünftig die entferntesten Galaxien aufspüren und die Zusammensetzung benachbarter Sterneninseln untersuchen. MUSE ist der bisher leistungsfähigste optische Spektrograph für die Astrophysik. Mit nur einer Himmelsaufnahme kann MUSE gleichzeitig über 90.000 Spektren von astronomischen Objekten registrieren. Nach knapp zehnjähriger Planungs- und Bauzeit wurde der High-Tech-Spektrograph jetzt am „Very Large Telescope" in der chilenischen Atacamawüste montiert.
„MUSE dient der Untersuchung der Kinderstube von Galaxien ähnlich unserer Milchstraße, die wir aufgrund der endlichen Lichtgeschwindigkeit in einer Entwicklungsphase beobachten als das Universum noch sehr jung war", erläutert Lutz Wisotzki, Projektwissenschaftler für MUSE am AIP. „Es ist die Kombination von detaillierten Bildaufnahmen und Spektren über einen großen Bereich und mit hoher Empfindlichkeit, die MUSE so einzigartig macht."
Das Instrument wurde von einem europäischen Konsortium unter Leitung des Observatoire de Lyon gebaut, einschließlich der Beteiligung von zwei deutschen Partnern: dem Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) und dem Institut für Astrophysik der Universität Göttingen (IAG).
„Der erste Einsatz von MUSE hat unsere Erwartungen übertroffen”, sagt Andreas Kelz, der lokale Projektmanager in Potsdam. „Die Beobachtungen von Galaxien oder dem Orionnebel belegen die exzellente Qualität von MUSE. Wir sehen großes Potential für neue astronomische Entdeckungen, insbesondere von weit entfernten Galaxien oder von supermassereichen schwarzen Löchern in deren Zentren."
Nachdem das Instrument in Europa gebaut und getestet wurde, erfolgte der Transport an das ESO-Observatorium nach Chile und der spektakuläre Einbau des acht Tonnen schweren Instruments am Teleskop. Dem Instrument steht nun ein umfangreiches Testprogramm bevor, bis es dann im Herbst 2014 den regulären Beobachtungsbetrieb aufnehmen wird.
„Die neuen Beobachtungsmöglichkeiten mit MUSE für die extragalaktische Astrophysik sind fantastisch und das Ergebnis der exzellenten Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Ingenieuren des europäischen MUSE-Teams.", so Matthias Steinmetz, wissenschaftlicher Vorstand des AIP.
Das AIP entwickelte die Datenreduktions-Software und die Kalibriereinheit für MUSE, das IAG baute die Instrumentenstruktur und einen Teil der komplexen Optik für die 24 parallelen Kanäle des Instruments. AIP und IAG werden durch die Verbundforschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt.
Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Andreas Kelz, akelz@aip.de, 0331-7499-640
Pressekontakt: Kerstin Mork, presse@aip.de, 0331-7499-469
MUSE ist ein Projekt von sieben führenden europäischen Foschungseinrichtungen,
- geleitet vom Centre de Recherche Astrophysique de Lyon (CRAL, Frankreich),
- dem Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP, Deutschland),
- dem Institut für Astrophysik der Universität Göttingen (IAG, Deutschland),
- dem Institut de Recherche en Astrophysique et Planétologie (IRAP, Frankreich),
- der Sternwarte Leiden und der Niederländischen Forschungsakademie für Astronomie (NOVA, Niederlande),
- dem Institut für Astronomie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH, Schweiz) und
- der Europäischen Südsternwarte (ESO).
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) widmet sich astrophysikalischen Fragen, die von der Untersuchung unserer Sonne bis zur Entwicklung des Kosmos reichen. Forschungsschwerpunkte sind dabei kosmische Magnetfelder und extragalaktische Astrophysik sowie die Entwicklung von Forschungstechnologien in den Bereichen Spektroskopie, robotische Teleskope und E-Science. Seinen Forschungsauftrag führt das AIP im Rahmen zahlreicher nationaler, europäischer und internationaler Kooperationen aus. Das Institut ist Nachfolger der 1700 gegründeten Berliner Sternwarte und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam, das sich als erstes Institut weltweit ausdrücklich der Astrophysik widmete. Seit 1992 ist das AIP Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.