Ein Schlaglicht auf das Verhältnis von Staat und Religion in Frankreich

Information 53/2016

Welche Lösungsansätze haben Deutschland und Frankreich angesichts grundlegender Probleme einer multireligiösen Gesellschaft?

Foto: Dr. Karl-Heinz Eggensperger © Karla Fritze

Im Rahmen des Begleitprogramms „Anders als du glaubst…“ findet am Montag, den 14. November um 18:00 Uhr, in der Wissenschaftsetage des Bildungsforums Potsdam der Vortrag „Ein Schlaglicht auf das Verhältnis von Staat und Religion in Frankreich“ statt. Dr. Karl-Heinz Eggensperger spricht u.a. über den Begriff und das heutige Verständnis von laïcité.

Aus einem sehr komplexen Themengebiet wie dem Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich sollen nur einige Ausschnitte aufgegriffen werden, die z.T. einen Bezug zu Potsdams Partnerstadt Versailles aufweisen. Mit dem Toleranzedikt von Versailles (1787) hob Ludwig XVI das Edikt von Fontainebleau auf. Wie bekannt, hatte diese Verordnung 1685 zur Flucht vieler Hugenotten ins Ausland, auch nach Brandenburg, geführt. Nach einem über hundertjährigen Ringen zwischen kirchlichen und weltlichen Kräften sollte durch das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat (1905) die République vor dem als schädlich angesehenen Einfluss der katholischen Kirche geschützt werden. Der erst 1871 von Buisson neu geprägte Begriff der laïcité wurde in die Verfassung von 1946 aufgenommen.

Im heutigen französischen Verständnis stellt die laïcité ein politisches Ideal dar, das die Grundsätze der Neutralität des Staates gegenüber den Religionen, deren Gleichbehandlung sowie die Glaubensfreiheit zum Ziel hat. Religion ist – formal rechtlich - ausschließlich Privatangelegenheit. Der Staat sieht es als Aufgabe an, seine Bürger gegen religiöse Praktiken, die der öffentlichen Ordnung oder den Rechten des Einzelnen zuwiderlaufen, zu schützen. Auf dieser Grundlage wurden in Frankreich Gesetze zum Kopftuchverbot für Schülerinnen an öffentlichen Schulen (2004) sowie ein generelles Verbot, mit einem Gesichtsschleier in der Öffentlichkeit aufzutreten (2010), verabschiedet. Eine interessante Entscheidung zum Kopftuch am Arbeitsplatz fällte das Berufungsgericht in Versailles (2011). Letztlich stellt aber die Kontroverse um Kopftuch und Burka nur ein Symptom grundlegender Probleme einer multireligiösen Gesellschaft dar, die auch unser Land betreffen. Wieviel geistige Offenheit braucht sie? Zu welchem Maß an solidarischer Hilfsbereitschaft ist sie fähig? Wo liegen Grenzen?

Lösungsansätze beider Länder fasst Dr. Karl-Heinz Eggensperger mit der Frage zusammen: „Alle Rechte für alle Religionsgemeinschaften oder keine Rechte für jede mögliche Religionsgemeinschaft?“ Im Anschluss an den Vortrag bleibt Zeit, Fragen zum Thema zu klären und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Der Vortrag findet im Rahmen des Begleitprogramms „Anders als du glaubst…“ zur Ausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ statt.

| 14.11.2016 | 18:00-19:30 Uhr
| WIS | 4. OG, Seminarraum Süring/Volmer
| Dr. Karl-Heinz Eggensperger, Universität Potsdam
| Eintritt: frei

Pressekontakt | proWissen Potsdam e.V.
Andrea Jacob
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
WIS im Bildungsforum
Am Kanal 47, 14467 Potsdam
Tel.: (0331) 977 4592
Fax: (0331) 977 4579
jacob@prowissen-potsdam.de

proWissen Potsdam e.V.

ProWissen Potsdam e.V. hat ein dynamisches und vielfältiges Programm von einmaligen Aktionen über langfristige Projekte bis hin zu regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen rund um das Thema …