Der „Tag von Potsdam“ zwischen Legendisierung und historischer Aufrichtigkeit

Information 20/2014

Potsdamer Köpfe Spezial zu einem unhaltbaren Bild

Am 21. März 1933 wurde in der Potsdamer Garnisonskirche der neu gewählte Deutsche Reichstag in feierlicher Zeremonie eröffnet. An diesem Tag drückte der gerade erst ernannte Reichskanzler Adolf Hitler dem 86jährigen Reichspräsidenten Paul von Beneckendorff und von Hindenburg die Hand; ein Bild, das anschließend um die Welt ging. Seine eigentliche Wirkmächtigkeit erreichte es nicht im „Dritten Reich“, sondern erst in den Kriegsfolgengesellschaften, wo der Schnappschuss mitsamt dem „Tag von Potsdam“ zum Beweis umgedeutet wurde für die diabolischen Verführungskünste des NS-Regimes.

Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum „Tag von Potsdam“ lädt der Verein proWissen am Freitag, 21. März, 18 Uhr, zu einem Spezial der Potsdamer Köpfe in die neu eröffnete Wissenschaftsetage ein. Dr. John Zimmermann vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr wird die Ergebnisse darstellen und kommentieren.

Die Verneigung des aufstrebenden Politikers vor dem ehemaligen Heerführer in Uniform und vollem Ornat des Generalfeldmarschalls avancierte zum Symbol: seinerzeit sollte es die Verbindung der alten Eliten mit den neuen demonstrieren und samt der pompösen Veranstaltung von Goebbels inszeniert worden sein, heute markiert es den endgültigen Untergang der Weimarer Demokratie und die scheinbare Legitimierung eines zwölfjährigen Rechtsbruches, aber auch die Selbstviktimisierung der Deutschen nach 1945.

Die Geschichte dieses Fotos des New York Times-Reporters Theo Eisenhart unterstreicht die Wichtigkeit historischen Hinterfragens und Verortens. Tatsächlich schätzte die nationalsozialistische Propaganda den Schnappschuss wenig, die historische Forschung musste auch diese Legende dekonstruieren.

PD Dr. John Zimmermann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (vormals MGFA) in Potsdam. Er leitet dort den Projektbereich Einsatzunterstützung und hat vielfach zur deutschen Militärgeschichte im 20. Jahrhundert publiziert. Zimmermann hat 2012 an der Universität Potsdam mit der Arbeit „Ulrich de Maizière. General der Bonner Republik, 1912-2006. München 2012 (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, 12)“ habilitiert.

Wann: Freitag, 21. März 2014, 18:00 Uhr

Wo: Wissenschaftsetage im Bildungsforum, 4. OG,
Raum Süring,
Am Kanal 47, Potsdam

Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder frei

Pressekontakt
Dr. Susanne Mildner
Projektmanagement & Pressearbeit
WIS im Bildungsforum
Am Kanal 47
14467 Potsdam
E-Mail: mildner@prowissen-potsdam.de
Tel: 0331 - 977-4592

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