„Ein plastischer Chirurg sollte zuhören können“ / Health week 2014 zu Gast in der WIS

Information 54/2014

Berlin-Brandenburg gehört zu den bedeutendsten Standorten der Gesundheitswirtschaft in Europa. Rund 314.000 Menschen in der Region arbeiten in dieser Branche, deren Vielfältigkeit bis zum 22. Oktober im Rahmen der Health Week gezeigt wird: mit Informations-Angeboten und Aktivitäten zum Mitmachen. Auch der gemeinnützige Verein proWissen Potsdam ist dabei – mit einem Health Day am Freitag, 17. Oktober, von 9 bis 19 Uhr in der Wissenschaftsetage im Bildungsforum (WIS).

Vormittags informieren sich Schulklassen in einem interaktiven Vortrag über Essstörungen bei Jugendlichen. Zwischen 14 und 16 Uhr können die Besucher der WIS in einer Mitmach-Aktion ihr Diabetes-Risiko testen. Dr. Gisela Olias vom DIfE ist als Expertin vor Ort. Ab 17 Uhr ist Dr. med. Alexander Schönborn, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie im St. Josefs-Krankenhaus Potsdam, zu Gast und referiert über Schönheitsoperationen – vom sinnvollen Eingriff zum Schönheitswahn. Vorab hat er sich einigen Fragen zu ästhetischen Eingriffen, Trends und dem Unterschied zwischen Männern und Frauen gestellt.

Schönheitschirurgie und Plastische Chirurgie: Erklären Sie uns kurz den Unterschied?

Schönborn: Die Schönheitschirurgie oder besser ästhetische Chirurgie ist ein Teilgebiet der Plastischen Chirurgie, gleichberechtigt neben der Wiederherstellungs-, Verbrennungs- und der Handchirurgie. Eine recht triviale Besonderheit der ästhetischen Chirurgie liegt darin, dass Patienten für diese Operationen selbst aufkommen müssen. Ich persönlich denke, dass Funktion und Ästhetik nicht voneinander zu trennen sind. Wenn wir die Funktion eines Augenlids wiederherstellen, ist das Ergebnis auch ein ästhetisches. Und egal, ob Schönheits- oder wiederherstellende Operationen, am Ende wollen wir den Patienten helfen, besser zu leben.

Wie sehen Sie den Trend zur Schönheitschirurgie?

Schönborn: Dolly Parton hat einmal gesagt, wer glaube, nach einem Arztbesuch besser auszusehen, wer die Nerven, die Geduld und das Geld dafür hat, solle sich nicht von künstlichen gesellschaftlichen Konventionen daran hindern lassen. Sie fühle sich besser mit falschen Lippen und ohne Runzeln. Letztlich geht es genau darum: Wir verändern etwas und geben mit dieser Veränderung den Leuten das Gefühl, endlich sie selbst zu sein, unbeschwert leben zu können.

Wir erleben derzeit hervorragende Innovationen auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie. Auf der anderen Seite stellen wir etwa alle zehn Jahre fest, dass Operationen wieder auftauchen, die aus gutem Grund verschwunden waren.

Auch erleben wir in Frauenzeitschriften mehrfach pro Jahr die Wiedergeburt von längst verjährten, unnützen oder gefährlichen Operationen unter neuem Namen oder unter Missachtung jeder wissenschaftlichen Erkenntnis, die aber von der Öffentlichkeit enthusiastisch aufgenommen werden. Hier ist das Internet ein Segen, weil es Patienten die Möglichkeit gibt, sich die Informationen zu beschaffen, die sie brauchen, um Vor- und Nachteile einer Operation zu bewerten.

Welche Eingriffe werden am meisten angefragt?

Schönborn: Es gibt eine konstante Nachfrage nach den klassischen Operationen wie Fettabsaugungen oder Brustvergrößerungen. Der Trend zu nicht operativen Verfahren wie Faltenbehandlungen mit Botox oder Hyaluronsäure nimmt zu – sicherlich, weil die Leute insgesamt weniger Geld ausgeben wollen und sich nicht so lange Ausfallzeiten wie noch vor einigen Jahren leisten können. Bei uns haben zudem seit etwa zwei Jahren Straffungsoperationen an Brust, Bauch, Armen und Oberschenkeln nach starkem Gewichtsverlust deutlich zugenommen.

Wie oft denken Sie bei Beratungsgesprächen mit den Patienten, warum bleibst du nicht wie du bist?

Schönborn: Ganz selten. Unsere Patienten wissen in aller Regel sehr genau, was sie stört. Es kommt aber natürlich vor, dass ich Patienten von einem Eingriff abrate, weil ich das Gefühl habe, die Erwartungshaltung an uns ist zu hoch oder wenn ich das zugrunde liegende Problem nicht verstehe. Ein plastischer Chirurg sollte zuhören können.

Gehen die männlichen Patienten mit dem Makel ebenso streng um wie die Frauen?

Schönborn: Vielleicht sind Männer tatsächlich nicht ganz so streng mit sich selbst wie Frauen. Bei uns sind nur etwa 15% der Patienten männlich. Nach meiner Erfahrung gibt es aber keine spezifisch männlichen Verhaltensweisen vor oder nach einer Operation.

Eintritt:

▪ Wenn das Essen zum Problem wird. Essstörungen bei Jugendlichen, interaktiver Vortrag nur für Schulkassen, 9:00 – 11:30 Uhr, Eintritt 2 Euro (Veranstaltung bereits ausgebucht)

▪ Mitmachaktion Diabetes-Risiko testen, 14:00 – 16:00 Uhr, Eintritt frei

▪ Schönheitsoperationen - vom sinnvollen Eingriff zum Schönheitswahn, 17:00 – 19:00 Uhr, Eintritt 5 Euro

Pressekontakt | proWissen Potsdam e.V.
Dr. Susanne Mildner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
proWissen Potsdam e.V.
Am Kanal 47, im Bildungsforum
14467 Potsdam
Tel.: (0331) 977 4592
mildner@prowissen-potsdam.de
www.wis-potsdam.de

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ProWissen Potsdam e.V. hat ein dynamisches und vielfältiges Programm von einmaligen Aktionen über langfristige Projekte bis hin zu regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen rund um das Thema …