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Brandenburg 2030 – Studie ermittelt Trends in Wirtschaft und Gesellschaft
Quo vadis Brandenburg? Schafft es das Land, den Fachkräftemangel zu beseitigen? Wie gelingt der Umstieg auf erneuerbare Energien? Und was tut sich in Sachen IT-Sicherheit, Digitalisierung und Deglobalisierung? Eine Unternehmensbefragung des Lehrstuhls für Marketing der Universität Potsdam hat die wichtigsten Trends bis zum Jahr 2030 erfasst und festgestellt, dass sich angesichts der aktuellen schweren Krisen einige Tendenzen verstärken und der Handlungsdruck in Wirtschaft und Gesellschaft wächst. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) über den universitären Partnerkreis Industrie & Wirtschaft, der die Ergebnisse heute öffentlich vorgestellt und diskutiert hat.
Der Fachkräftemangel hat sich als Trend auf dem brandenburgischen Arbeitsmarkt deutlich manifestiert. Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen klagen über keine oder zu wenige Bewerbungen. Rund 60 Prozent bemängeln außerdem die fehlenden Qualifikationen. Dass sich durch Automatisierung und Digitalisierung in den nächsten Jahren die Anzahl der Arbeitsplätze verringern könnte, wird nicht angenommen. Im Gegenteil. Die meisten Betriebe rechnen mit einer Zunahme anspruchsvoller Arbeitsplätze. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Kompetenzen der Beschäftigten und die Notwendigkeit permanenter Weiterbildung und Qualifizierung, insbesondere auch der älteren Beschäftigten.
Die Überalterung der Bevölkerung wird von beinahe allen Befragten als besondere Herausforderung gesehen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels spielen betriebliche Gesundheitskonzepte eine wichtige Rolle, zumal die infrastrukturelle und gesundheitliche Versorgungslage im Land nach wie vor unzureichend ist. Derzeit reagieren die Unternehmen mit Sport- und Präventionsangeboten sowie altersgerechten Arbeitsplätzen. Dringend investiert werden müsse jedoch, so die Autoren der Studie, in die Ansiedlung von Haus- und Fachärzten sowie in die Attraktivität der Pflegeberufe.
Generell verändert sich die Gesellschaft hin zu mehr Individualisierung und Diversität. New Work gewinnt an Bedeutung. Der Umgang auf Augenhöhe, die berufliche Weiterbildung sowie das Miteinander im Unternehmen werden immer wichtiger. Auch eine Verbesserung der Work-Life-Balance und Chancengleichheit werden stetig bedeutsamer. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, dass ihnen das Engagement für gleiche Chancen aller Geschlechter ein wichtiges Anliegen ist und sie herkömmliche Geschlechterrollen für veraltet halten. Persönlich im Feminismus engagiert sich jedoch kaum jemand. Auch stimmt nur knapp ein Viertel der Befragten der Aussage zu, dass das Denken in Geschlechterrollen in Brandenburg abnimmt.
Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer sieht die Urbanisierung in Brandenburg als unausweichlich fortschreitend an und geht davon aus, dass die Städte mehr Zuzug erfahren als das Land. Vor allem der Arbeitsweg entwickelt sich aus Kosten- und Zeitgründen zu einem Problem. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und der Radwege sowie die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, können hier gegensteuern. Für die Zukunft sehen die Befragten in der E-Mobilität und dem autonomen Fahren das größte Potenzial, um den Trend der Landflucht umzukehren.
Mit Fragen der Nachhaltigkeit – vom Energiesparen bis zur Abfallwirtschaft – beschäftigt sich die Mehrheit der Unternehmen aus ökologischer und sozialer Verantwortung sowie aus Image-Gründen. Der enorme Anstieg der Gas- und Strompreise infolge des Kriegs in der Ukraine zwingt nun aber auch ökonomisch zum Umdenken. Knapp 70 Prozent der Unternehmen wollen den Umstieg auf alternative Energiequellen, 61 Prozent beziehen bereits Ökostrom oder planen konkrete Maßnahmen, bei deren Umsetzung sie dringend unterstützt werden müssen, heißt es in den Handlungsempfehlungen der Studie. Aufgabe sei es, die Energieversorgung bei sozial verträglichen Preisen zu sichern.
„Zusätzlich zu den aktuellen Energieproblemen leiden die Unternehmen bereits seit der Pandemie unter Lieferengpässen, die sich durch den Krieg noch einmal verschärft haben. 25 Prozent der Unternehmen nehmen einen Trend zur Deglobalisierung war, woraus sich der dringende Handlungsbedarf ergibt, neue Lieferketten zu ermöglichen sowie den regionalen Handel und Anbau stark zu subventionieren“, sagt Magdalena Kasberger, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl Marketing.
Die Folgen der weltweiten Verflechtungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft schätzen die Befragten sowohl positiv als auch negativ ein. Während 69 Prozent positive Auswirkungen auf das eigene Unternehmen sehen, befürchten 14 Prozent negative Effekte auf das Wirtschaftswachstum in Brandenburg. Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland würden sich verstärken und die Solidarität zwischen den Bundesländern zurückgehen.
Nicht zuletzt wurden die Unternehmen zur Digitalisierung befragt. Ein höherer Leistungs- und Qualitätsanspruch der Kunden, neue Geschäftsmodelle und Individualisierungsmaßnahmen der Produkt- und Serviceangebote werden hier als Folgen registriert. Zudem haben vermehrte Cyberangriffe auf staatliche und private Einrichtungen Sicherheitsfragen in den Vordergrund gerückt. Tatsächlich aber verfügen erst 50 Prozent der Unternehmen über eine konkrete und vom Management getragene IT-Sicherheitsstrategie und Bedrohungsanalyse. Ein Großteil der Unternehmen plant zumindest den Ausbau von Sicherheitsmaßnahmen, benötigt hierbei jedoch Unterstützung. Die Autoren der Studie empfehlen diesbezüglich mehr öffentliche Aufklärung über Gefahren und mögliche Sicherheitslücken.
„Die Umsetzung der in der Trendstudie identifizierten Handlungsansätze ist wichtiger denn je, um die Prosperität des Standortes Brandenburg in der Zukunft nicht zu gefährden“ fasst Andreas Schulz, Vorsitzender des Vorstandes der Mittelbrandenburgischen Sparkasse als Initiator der Brandenburg-Studie, zusammen und ergänzt: „Viele der Trends haben sich in den aktuellen Krisen noch verstärkt. Brandenburgische Unternehmen müssen trotz der heute drängenden Herausforderungen Weitsicht beweisen und mittel- und langfristig investieren, um digital, technologisch und personell gut ausgerüstet zu sein. Nur so können die langfristig nötigen Transformationsprozesse hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft gelingen.“
Die Präsentation der Ergebnisse erhalten Sie über: partnerkreis@uni-potsdam.de.
Kontakt:
Vicky Pulvermacher, Partnerkreis Industrie & Wirtschaft der Universität Potsdam
Telefon: 0331 977-4601
E-Mail: partnerkreis@uni-potsdam.de
Internet: www.uni-potsdam.de/piw
Prof. Dr. Uta Herbst, Professorin für Marketing der Universität Potsdam
Telefon: 0331 977-3854
E-Mail: uta_herbst@uni-potsdam.de
Internet: https://www.uni-potsdam.de/de/marketing/
Medieninformation 13-10-2022 / Nr. 114
Antje Horn-Conrad
Universität Potsdam
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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