Von hohen Bergen, Krautsalat in der Havel und Bakterien im Untergrund

Information 31/2016
Erd- und Lebenswissenschaften beim Potsdamer Tag der Wissenschaften

Foto: Geowissenschaftler erforschen das Gebirge© Annett Junginger

Welchen Einfluss haben Strömungen im Erdmantel auf die Vergletscherung Grönlands? Warum „blüht“ die Havel? Welche Rolle spielt die tiefe Biosphäre für globale Stoffflüsse? Diese und weitere Fragen beantworten Expertinnen und Experten am 21. Mai beim 4. Potsdamer Tag der Wissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Geoforscherinnen und Geoforscher der Universität Potsdam erklären u.a., wie Gebirge entstehen, welche wertvollen Minerale und Rohstoffe in ihnen stecken und warum sich in Gebirgen immer wieder schwere Naturkatastrophen ereignen. Experimente und Anschauungsobjekte geben Einblicke in die Welt der Geowissenschaften – explizit auch für kleine Besucherinnen und Besucher: Minerale dürfen bestimmt werden, im Sandkasten können Berge „weggemacht werden“ und die Eltern dürfen schätzen, wie dick die feste Erdkruste ist. Daneben stellen Kollegen des Helmholtz-Zentrums - Deutsches GeoForschungsZentrum neue Forschungsergebnisse vor, die den Einfluss von Strömungen im Erdmantel auf Vorgänge an der Erdoberfläche zunehmend klarer werden lassen. Sie zeigen zwei Mechanismen auf, wie Mantelströmungen die Vergletscherung in Grönland beeinflussen: Zum einen führten diese Strömungen vermutlich zu einer Anhebung von Ostgrönland, was einer der Gründe für eine großräumige Vergletscherung sein könnte und zum anderen verursachen die Mantelstörungen einen erhöhten Wärmestrom unter Grönland.

Um „Erbsensuppe oder Krautsalat“ bzw. um interessante Rückkopplungsmechanismen in der Natur geht es im Vortrag von Prof. Dr. Ursula Gaedke, AG Ökologie und Ökosystemmodellierung der Universität Potsdam. Ihr Thema sind alternative Zustände in flachen Seen: Klares Wasser und Vorherrschaft von großen Pflanzen unter Wasser, d.h. 'Krautsalat', oder trübes Wasser durch die Vorherrschaft von Algen, d.h. 'Erbsensuppe'. In der Havel können das z.B. giftige Cyanobakterien (Blaualgen) sein. Wer dagegen Spannendes über das Ökosystem der eher tieferen Biosphäre erfahren möchte, sollte den Vortrag „Was kümmern uns Bakterien im Untergrund“ von Dr. Jens Kallmeyer vom GFZ nicht verpassen. Er gibt Einblick in Studien, die zeigen, dass nicht nur die Böden als oberste dünne Schicht der Erde besiedelt sind, sondern dass auch die darunter liegenden Sedimente und Gesteine bis tief in die Erdkruste hinein von gewaltigen Mengen an Mikroorganismen (Bakterien und Archaeen) belebt werden.

Ebenfalls mit dabei ist das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie und informiert die Besucherinnen und Besucher, wie aus einer einzigen Zelle wieder eine ganze Pflanze wächst und wie diese Fähigkeit in der Forschung genutzt werden kann, um Pflanzen besser zu verstehen. Vor Ort kann man mit einem Mikroskop pflanzliche Zellen aus nächster Nähe betrachten. Klein und Groß sind herzlich eingeladen eigene Buttons zu kreieren.

Das Haus der Natur und der NABU laden dazu ein, die naturkundliche Forschung engagierter Bürgerinnen und Bürger kennenzulernen. NABU-Expertinnen und Experten stellen ihre Aktivitäten zur Erforschung und zum Schutz von Vögeln, Bibern, Amphibien, Pflanzen und Pilzen anhand der Lebensräume Garten und Stadt vor. Außerdem gibt es Bastelangebote für Kinder rund um das Thema Naturschutz.

Träger der Veranstaltung ist der Verein proWissen Potsdam, der in der Landeshauptstadt, der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, der Universität Potsdam, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, der ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH, der Filmpark Babelsberg GmbH sowie zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen und regionalen Unternehmen starke Partner gefunden hat. Medienpartner sind die Märkische Allgemeine Zeitung und Antenne Brandenburg. Der Eintritt ist frei.

Das vollständige Programm finden Sie unter: www.potsdamertagderwissenschaften.de


llustration © Sebastian Grutza

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Andrea Jacob
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